Katastrophenliteratur. Zur Einführung

Agazzi, Elena;Pailer, Gaby;Unger, Thorsten

2022-01-01

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Abstract

Wenn man von Katastrophen spricht, verbindet man diese Definition zwangsläufig mit einer Reihe von Desastern ganz unterschiedlicher Art: mit den Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben, Wirbelstürmen, Meteoriteneinschlägen, Lavaströmen, Desertifikation, oder mit den von Menschen verursachten Umweltkatastrophen, wie die atomaren Unfälle, die Ausschüttung chemischer oder petrochemischer Substanzen ins Meer, die Entwaldung oder die rücksichtlosen Ausbeutung der Wasservorräte. Der Belastungsgrad unseres Planeten durch diese Letzteren hat mit dem ausgehenden 20. Jahrhundert eine quantitativ besorgniserregende Schwelle erreicht, wobei die Anzahl der nur scheinbar natürlichen Katastrophen, die sich in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts manifestiert haben, zum großen Teil durch die „Zerstörung“ und die „Ausplünderung“ der Natur ausgelöst wurden. Der Warnruf, angesichts des Risikos an einen Punkt ohne Wiederkehr zu gelangen, ist weltweit angekommen, auch wenn sich viele Länder diesem Alarmsignal gegenüber taub gestellt haben. Aus diesem. Der herausgegebene Band gliedert in zwei Teile – nach der zeitlichen Abfolge der behandelten Werke vom Barock bis in die als das Zeitalter des Anthropozäns bezeichnete Gegenwart – die den Katastrophen unterschiedlichster Art gewidmeten Beiträge. Im ersten Teil setzt man sich mit einer Konstellation literarischer Werke deutschsprachiger Autoren in Hinblick auf eine „literarische Katastrophensemantik” wie auch auf „fiktive Katastrophenszenarien” auseinander; im zweiten Teil geht es bei den Beiträgen um von deutschsprachigen Verfassern in Prosa und in Versdichtung thematisierte „reale Katastrophen”, nämlich die Französische Revolution, den Untergang der Titanic, Tschernobyl und die Ausrottung der Tiere und Pflanzen in der Ära des Anthropozäns.